Komm in meine Welt

Beatrix Auer

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Beatrix Auer

Komm in meine Welt- Kommunikation mit Menschen mit Demenz

Was ist uns bei einer guten Kommunikation wichtig? Zuhören, sich mitteilen, gemeinsam Erinnerungen austauschen oder Probleme lösen gehört für viele von uns zu einer gelingenden Kommunikation.

Die Begleitung von Menschen mit Demenz stellt uns immer wieder vor Herausforderungen. Gerade wenn der Krankheitsverlauf schon weit fortgeschritten ist, kommt es bei Gesprächen leicht zu Missverständnissen und Konflikten.

Vielleicht hilft es uns da, unseren Blickwinkel zu ändern und zu versuchen, in die Welt der Betroffenen einzutauchen. Dazu gehört natürlich das Wissen über die Krankheit und deren Verlauf. Andererseits braucht es auch ein großes Maß an sozialer und emotionaler Kompetenz. Wie in jedem guten Gespräch, gilt es hier besonderes Augenmerk auf die nonverbale Kommunikation zu legen. Welche Gesten nehme ich bei meiner/meinem Gesprächspartner:in wahr? Welche verwende ich? Befinden wir uns in der Kommunikation auf gleicher Ebene oder ist es ein Gespräch von oben nach unten? Schauen wir einander in die Augen? Was hören wir zwischen den Zeilen?

Gefühle können oft nicht mehr in Worte gefasst werden. Da braucht es viel Einfühlungsvermögen, Empathie und Phantasie, um Gefühle wie Sehnsucht, Liebe oder Wut und Enttäuschung zu erkennen und in eine nonverbale Sprache zu transformieren. Wut kann vielleicht durch Springen und Schreien, Sehnsucht durch eine Umarmung und das Summen eines Liedes ausgedrückt werden. Ein gemeinsamer Spaziergang, ein Glas Wasser, eine ruhige und entspannte Raumumgebung, Blumen, die nach Frühling riechen – all das trägt zu einem guten Gespräch bei.

„Ich will zu meiner Mama.“ Die Mutter ist wahrscheinlich schon einige Zeit tot. Hier hilft es jetzt wenig, auf diese Tatsache hinzuweisen, sondern das Gefühl meines Gegenübers zu erkennen, das sich nach seiner Mutter sehnt. Es geht nicht darum, kognitive Informationen weiterzugeben, Diskussionen über richtig und falsch zu führen. Dieser Mensch hat Sehnsucht nach seiner Mutter und sehnt sich vielleicht nach einer Umarmung.

Menschen mit Demenz laden uns ein, in ihre Welt zu kommen. Lassen wir uns darauf ein und öffnen auch wir unsere Welt, damit wir einander begegnen können.

Beatrix Auer M.Ed.

st/mz